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Christa Ritter's Blog

Aussehen wie Frankenstein will ich nicht

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Heute ist der erste Frühlingstag, der Mai ist gekommen, draußen vor meinem Balkon zwitschern die Vögel, meine Akelei, Primeln, Stiefmütterchen, Lobelien, Hortensien blühen und ich sitze in einem inneren Chaos und verstehe nichts. Dann Gezeter, Hacken, Wirbeln. Zwei flattern pickend durch mein Tränendes Herz. Ein Vogelpärchen macht Liebe und das sieht eigentlich nicht so aus. Die Erde spritzt zu allen Seiten, ein paar Herzen knicken ab. Keine Liebe, nur Kampf? Seit wir aus Indien zurück sind, setzen wir uns immer wieder zusammen: Jede beschuldigt jede, sich auf der Reise nicht wie verabredet genügend um Jutta, die Hauptfigur des Films, deren fortgeschrittener Krebs sie auf diese spirituelle Suche drängte, gekümmert zu haben. Ich höre zwischendrin Rainer: Mal sagt er, wir hätten alle dort einen wichtigen Schritt unternommen. Dann wieder geht es bei ihm um: Brigitte und du seid nicht kreativ gewesen. Zwischendurch heißt es weiter, wir Randerscheinungen hätten an Stelle von Zwilling Gisela auf dieser Pilgerreise Juttas negative Projektionen verkörpert: Wichtig für Jutta und von ihr gewollt, wichtig für die Doku, sagen auch Regisseur und Produzenten. Es kracht in meinem Hirn, wenn Rainer mit Jutta im Duett sagt: Wir seien Jutta nur hinterher gekleckert, hätten mangels Krebs-Druck keine spirituelle Notwendigkeit verfolgt. Brigitte habe sich nur für sich selbst interessiert (Knöchel-Verrenkung! Gleich nach der ersten Woche), sei aber immerhin auf ihre düsterste Seite gestoßen: Allein Besitzenwollen eines Mannes, Eifersucht, Körpermacht –  ihr hässlichster Hangup, sich selbst zu vermeiden. Inzwischen will sie von uns nichts mehr wissen, sitzt im tiefsten schwarzen Loch. Rainer weiter: Ich hätte mich meiner Beteiligung an der Reise auf meine Art entzogen. 3 Tage Abtauchen in den Fieberwahn. Seine Deutung: Das sei vielleicht meine erste spirituelle Erfahrung, die ich aber ganz allein für mich abgetaucht erlebte und noch nicht mit anderen teilen konnte. So geht es weiter in heftigen Diskussionen: Wer wieder in Indien zu wenig oder nichts so gemacht hat wie geplant, dass dieses Wenige aber trotzdem eine wichtige Erfahrung für jede gewesen sei, die nicht nur den Film ausmacht und interessant werden lässt, die wir auch unter uns vertiefen und auf diesem Weg weitermachen sollten.733992_10151567235913185_1313824627_n

Das ist es und noch manches mehr, was mir gerade chaotisch durch den Kopf schwirrt, während die Vögel in meinen Blumen balzen und Jutta vor ein paar Tagen in den Flieger nach London stieg. Diesmal reiste sie nicht mit Brigitte und mir, diesmal begleitete sie wie früher oft ihr Zwilling Gisela. Jutta flog zu einem indischen Meister, der noch einen letzten Tag in seinem Londoner Ashram einweihen würde, bevor er für längere Zeit zurück in sein Zentrum nach Indien geht. Selbst-Realisation stand auf ihrem Ticket – statt negativer Projektion, wie bisher. Brigitte und ich fuhren nicht ganz so weit wie Jutta, nur nach Bogenhausen, um dort einen Info-Abend derselben Gruppe zu erleben. Ich war von den Menschen dort und wie sie über ihre Erfahrung berichteten, beeindruckt. Da scheint es durchaus Übungen aus uralter indischer Tradition zu geben, die dich ein Stückchen realistischer versetzen: die Identität mit dem sozialen, materialistischen Wesen wird spürbar geringer, das seelische Ich nimmt zu, du hast ein anderes Ufer betreten. Hier fängt dann die Arbeit des endlich geborenen Beobachters an. Unermütlich, nicht aufgeben, nach innen/vorn schauen. Man soll sich so langsam dem Weg des Herzens öffnen, wird liebevoller, offener, letztlich seelisch selbst bezogener, weniger verirrt im Alltags-Schlamassel. Soll ich einen Versuch wagen? Hab doch schon viel in diese Richtung erlebt. Klappte nicht. Aber Jutta und Gisela kommen beeindruckt zurück. Ihre Erfahrung mit diesem Menschen wirkt auch auf Brigitte und mich. Sie sind freundlicher, leiser. Da ist was gelaufen, ja. Aber das war früher auch so. Dauerte nur nie lange. Mit skeptischen Augen beobachte ich, wie die beiden … Es geht schon wieder los, mein Gehacke. Aufpassen! Ich glaube, ich muss, da war Indien, da hat sich was verändert, nicht viel vielleicht, aber dennoch….wo bin ich? Woanders, ein wenig. Mehr kann ich hier erstmal nicht schreiben. Arnold ruft an. Ich gehe in den Park zum Tischtennisspielen.

3 Kommentare

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    Coming back to Muc mid May.
    Greetings,
    Harry

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