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Christa Ritter's Blog

Ein Buddha werden

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Hier im Netz lese ich ständige Beschwerden, Klagen wie grausam wieder dort der Hunger ist, da die Ausbeutung. Alles voller Sexismus, Rassismus, Islamismus. Und dann die süßen Katzen. Ohne Fehler. Aber wir Menschen leiden, wir klagen, wir fordern Frieden. Und, ja: Liebe. Aber all das gibt es nicht, nicht in diesem Körper, wusste der Buddha schon, bevor er Buddha wurde. Das Leben ist Leid und dann ging er nach Innen. Er wurde Buddha. Wo ist das, was ist das? Keiner weiß es. Wir hier im Westen schon mal gar nicht. Unser Gott ist Geld und Wohlstand: die Große Mutter, die Materie. Hier pushen sich die erfolgreichsten Kapitalisten, Materialisten, großartig in die gnadenlose Ausbeutung dieses Planeten. USA als radikalste Ressourcen-Verschwender, unsere Freunde und Vorreiter. Und nun, wo endlich ein paar Verrückte im Silicon-Valley so ein technisches Wunderwerk wie das Internet aufstellen, packt uns die Angst. Unsere Werte lösen sich auf, nichts ist mehr wie vorher, das Abendland stirbt.

Ja, hoffentlich, möchte ich sagen. Einerseits. Schon wegen des Leides, das wir doch vielleicht abschaffen wollen. Wenn das denn geht. Andererseits: Weiß ich ja auch nicht, denn manchmal kommt es mir so vor, als sei ich geradezu in mein Leid verliebt. Festhalten, wofür ich doch als ziemlich verrücktes Huhn nicht geboren wurde. Warum sonst gelingt es mir bisher nicht, dieses Lebensunglück einer gängigen Komfortzone freudig loszulassen? Warum jammert auch ihr hier ständig weiter gegen die grausame Welt an, applaudiert Greta und tut doch nichts besseres? Nämlich euer Leben zu verändern. Oder sind die Arschlöcher nur immer die anderen? Derzeit sieht‘s aus, als gelte als einziger Ausweg: Abschied von Mutti nehmen, auch die mächtigen Männer. Zu uns selbst kommen, zu dieser, die ich bisher nicht kenne. Christa. Ich muss lachen, weil ich mir hier gerade wie eine Predigerin vorkomme. Lacht ihr ruhig auch!

 

Immer mal wieder sah ich mich in meinem Leben als Feministin. Ziel nicht wirklich klar. Da war so ein komischer Ehrgeiz: im Scheißpatriarchat ganz nach oben. Dann wieder: oh Gott bloß nicht. Auf keinen Fall den Mist auch noch mitmachen, lieber was anderes. Was nur? Buddha werden? Kann ich nicht. Bin irgendwie geltungssüchtig. In die falsche Richtung? Nein, alles gut. Ich bin „richtig“, also auf dem Weg, merke es nur nicht. Will zu gern am Leid festhalten. Projiziert wie ihr auf FB: Da sterben sie wieder, ertrinken, verhungern, sind dort im Knast, hier schon wieder Plastik, tote Fische, Dreck und überall Mord und Totschlag. Ihr wundert euch doch nicht ernsthaft? Diese unsere miese, weil gewalttätige Welt bekommt endlich gerade überall Risse und das ist gut so! Während alle schreien, und shitstormen und dabei sind, endlich den Verstand zu verlieren, weil wir uns ändern. Radikal umbauen! Hatte ich das Internet erwähnt? Hierhin haben wir uns ja als Übergang geflüchtet. Hi, my friend. Hier scheint‘s lang zu gehen, wenn wir der Buddha werden wollen. Hier kommt vielleicht wirklich sowas wie Rettung auf. Als neue Heimat mit vielen Freunden die Liebe üben. Statt Leid. Und nun schreien wir erstmal. Nur keine Angst, sag ich mir.

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