merah.de

Christa Ritter's Blog

Not back to normal

| Keine Kommentare

Wenn mir plötzlich jemand mit Maske ausweicht: nicht komisch, wirkt bedrohlich. Als wären wir alle verfeindet und unser früheres, normales Leben immer nur eine Farce gewesen. So etwa erlebte ich vor 40 Jahren auch meine ersten Schritte mit vier Frauen und einem Mann. Wir zogen uns extrem zurück, waren plötzlich Terroristen in innerer, der eigentlichen Sache und rissen uns die Masken aus gutem Grund vom Gesicht. Was ist hinter meiner Depression eigentlich los? Alles Lüge, woran ich mich bisher festhielt? Als Kind hatte ich mal diese Erwachsenenwelt genauso deutlich als Lügengeschäft gesehen. War lange her. Nun hielt der letztlich misslungene Verrat nicht mehr.
Jetzt scheint es für die ganze Welt eine solche Chance der Neugeburt (oder Rettung?) zu geben. Wir erleben also dank Virus einen ähnlichen Moment des möglichen Wandels. Davor aber steht Hässliches: Gewalt in den Familien, Ausgrenzung der Alten, der Flüchtenden, Enteignung der Ärmeren. Ich entdecke, dass ich trotz langem Rückzug seit damals noch immer in Druck und Spannung hänge, also von Gewalt dominiert bin. Wenig Vertrauen in das Leben. Gestern sprach ich mit Freunden darüber: Welche wahnsinnige Wut besonders in den meisten Frauen steckt. Ja, da bin ich auch. Wutbürgerin. Dass es die Wut auf das eigene mangelnde Bewusstsein ist, kein Opfer zu sein, sondern schon immer die Täterin meines Weges. Im Guten wie aber auch im Bösen. Entsprechend selten dankbar für das, was dabei schon gelungen ist. Entspannung und Nachdenken stehen also weiter an, dringend.
Daher wünsche ich mir noch eine lange Quarantäne. Merkel hat recht: Damit wir klarer sehen lernen, wie sich längst das Neue auftut. Das Internet beschert uns das Virus? Eben: Mehr innen als außen. Das Netz wird mir weiterhelfen, uns. Gerade hörte ich dafür ein schönes Wort: Meditationstool. Werde das ins Smartphone- oder Laptop-Glotzen daher als Reise in dieses Unbekannte, Virtuelle verstehen lernen. Dieses Tool ist jetzt, während der Krise, endlich sehr beliebt geworden. Und die Natur dankt uns: Eine Freundin erzählte gestern, dass ihr im Nymphenburger Park morgens wieder Rehe begegnen. Die schauen auf, lange und äsen ruhig weiter.
Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Ozean, Himmel, im Freien und Wasser

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Zur Werkzeugleiste springen