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Christa Ritter's Blog

Selbst-Revolution: Auch was für Frauen!

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Es ist noch Vormittag. Ich liege bereits völlig erschöpft auf dem Sofa, gleich platzt mein Kopf. Den eigenen Wahnsinn auszuhalten, ist schwer. Kein Wunder, dass ich den so lange verdrängt habe, zumindest nicht ganz nah an mich heran ließ. Meinen und den der alten Welt. Gestern hat er mich wie Orkan Friederike ereilt. Mich verließ jeder Bezug zu so etwas wie der sich auflösenden wie der leise anklopfenden Realität und ich fiel in die Depression. Mein Normalzustand seit Jahren. Alle 68er sind depressiv? Stimmt das? Ich gestehe mir dieses schwankende Brett unter mir nicht gern ein. Ein unguter Zustand, der, wenn ich Rainer glauben könnte, gleichzeitig bereits der Weg in diese neue, virtuellere Weg einer Internet-Community ist. Aber kaum jemand könne dieses Netz größerer Kommunikation bisher schon als ein Tool begreifen, das uns einen ersten Schritt aus der mörderischen Welt des Kapitalismus, letztlich auch dich aus deiner Depression raus helfen wird. Ermutigt mich dieser Mensch immer wieder, der seine 68er Kommune-Erfahrung mit der heutigen Lage in Verbindung bringt. Der sogar in der derzeitigen gefühlten Zeitenwende den konsequenten Abgesang auf eine gescheiterte Aufklärung und einen evolutionären, Sinn machenden Übergang in eine bessere Welt sieht.

Das Internet, als Erfindung der Hippies, wie 68 kurz visionär erlebt: Wir vergrößern im Netz unseren Freundeskreis (Milliarden Facebook-Freunde!), verteilen unsere Daten, tauschen persönlichste Infos aus. Alles gehört jedem, wir sind alle Eins. Die allgemeine Zärtlichkeit der damaligen Berliner Kommune würde derzeit so zu einer weltweiten Community, erläutert mir Rainer zum tausendsten Mal. Na klar: Make love not war. Aber wo ist sie denn, die Liebe? Oder auch nur die allgemeine Zärtlichkeit. Bin ich blind? Der fair getraidete Kaffee hilft mir leider heute Morgen nicht, der Frage näher zu kommen. Häme, Haudrauf und Katzenfotos, jaja: die Freunde sind unterwegs. Wir alle strampeln uns im Netz ab, um am Ende des Tunnels das Licht…

Dass sich durch das Internet so viel geradezu grundsätzlich verändert, kann ich durch meine Piratenerfahrung und die täglichen Posts und Likes immerhin ahnen. Bin aber entfernt davon, diesen Trump als Botschafter der Kommunikation oder, wie ihn Rainer nennt, als einen ersten Avatar zu sehen. Er würde von den Alten genauso abgelehnt weil missverstanden wie damals die Kommunarden. Trump halte der Welt den nötigen Spiegel vor die Nase: Ich bin ein Arschloch und will great again werden, wie ihr auch. Revolution! Damit sei Trump ehrlich, zeige nämlich das Arschloch, das er erstmal ist. Erst wenn man dazu stehe, dass man krank ist, beginne die Besserung, so Rainer. Bei uns wuseln derzeit noch die Parteien, um eine Regierung hinzukriegen. Sie sagen noch nicht öffentlich, was wir im Privaten vielleicht schon erkennen können: Dass das Elend hinter den Bergen, dem Mittelmeer und den Wüsten unser eigenes ausgelagertes Elend ist. Aber die Geflüchteten zeigen mir meinen Krieg, die Gier, dieses ganze Elend unseres Kapitalismus. Dass die Aufklärung längst gescheitert ist, genauso der Marsch der Linken und Neoliberalen durch die Institutionen. Welche Revolution wollen deshalb die Rechten? In welcher Revolution stecke ich?

In einer, die es bisher noch nie gab: auch die der Frauen!

 

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