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Christa Ritter's Blog

Selbstentwicklung als Kunst

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Vielleicht habt ihr gestern im ZDF „Aspekte“ gesehen. Lisa Eckart, diese junge Kabarettistin aus Austria, kurz-blond und wieder in Super-Versace, diesmal mit kunstfellartigen Bordüren die Schultern entlang. Sie redet selbst im Interview eigenartig verschroben, wie aus ungeheizten Schlossgemächern. Dabei blitzt sie und ich komme schwer mit. In jedem Satz ohne Punkt und Komma sind zwei neue Gedanken. Irgendwie. Und sie verzieht nie ihr fast starres Gesicht, während sie gestern mit Moderator Jo Schück sprach, völlig unaufgeregt: „Ich beschäftige mich weder mit Introspektion, noch mit irgendwelcher Psychoanalyse, was mein Selbst betrifft. Ich begegne mir äußerst selten.“ Wie, was? Und weiter: „Kunst ist Selbstentwicklung statt Selbstverwirklichung, die ist ganz weit weg vom Transzendentalen entfernt, das die Kunst eigentlich bieten sollte.“ Verstanden? Nochmal lesen. Also unsere derzeit so beliebten Egospielchen, die das große Ganze vergessen, übersteigt diese tollkühne Frau. Gemerkt habe ich mir noch: „…weg von dieser Ich-Verseuchtheit, sondern etwas zu schaffen, was gerade davon weggeht. Was einen Weltbezug hat und nicht nur aus dem persönlichen Nähkörbchen schmachtet.“

Lisa Eckart im Versace-Look

So also animierte mich an diesem Abend eine „Kunstfigur“ der Zukunft, möglicherweise aus der neuen Heimat des Internets, daher weit weg vom Jammern und Bedenklichen über Faschismus und die anderen ismen. Sie stand einfach drüber. Als käme sie eben aus dieser neuen, virtuellen Welt, kein weicher Körper, sie hat noch nie geschwitzt. Ist von künstlicher Intelligenz, aber nicht der, die uns angeblich beherrschen will. Viel weniger technisch: Und doch bilde ich mir ein, dass ich Kabel hinter der Stirn von Lisa Eckart sehe, wenn sie weiter blitzt. Hochwohlgeboren.

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