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Christa Ritter's Blog

Varkala

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Montag/Dienstag/Mittwoch: 27. Februar 2013

Heute konnten wir Frauen, nachdem sich Kali in uns auskotzen durfte, wieder etwas entspannter aufeinander zugehen. Kali ist in jeder von uns, in jeder Frau, will die andere, dahinter sich selbst fressen. Und wir Frauen hier wollen uns dieser Kraft mehr und mehr stellen und nicht aufgeben. Nach also unserem Fight der rollenden Augen, wütenden Blicke, gemeinen Attacken: Wir haben uns auch lieb, sind alle Drei auf einem Weg, stehen dabei sicherlich an unterschiedlichen Knotenpunkten. Aber uns verbindet diese Suche nach uns selbst, die so aussichtslos scheint, unabhängig der gesellschaftlich vorgegebenen Wege, unabhängig auch vom Bezug zum Mann, der sein soll, aber hoffentlich als Vorsitzender verblasst und zum Gefährten wird. Für mich als Vatertochter sehr schwer, für Jutta als Zwilling mit Bezug zur Schwester sehr schwer, für Brigitte als Beziehungsfrau zum Geliebten eben auch sehr schwer. Trotzdem: Rainer ist für jede von uns doch jemand, der seinen Weg in die Vielfach-Beziehung geht, in eine wachsende Geistigkeit, diesen Weg nicht aufgibt, wirklich hartnäckig bleibt. Ein unersetzbares Gegenüber. Das/der dieses Dunkle in uns in seinen fürchterlichen, weil kriegerischen Ausbrüchen, offenbar aushält. Denn er sieht wohl selbst in den düstersten Momenten das Licht, das uns Frauen letztlich dahinter leitet. So scher uns das auch immer wieder fällt.

heute beim Frühstück

heute beim Frühstück

Dieses Dämonische in jeder Frau, wird in unserer westlich-christlich geprägten Kultur eher verborgen gehalten: diese dunkle, vernichtende Kraft der Frau (Männer- und Menschen, also Selbsthass, Abtreibung als Kindermord). In Indien steht dafür ganz oben die Göttin Kali, Kali, die schwarze Göttin aus dem Hindu-Pantheon. Im Hinduismus, so deute ich die Bilder bisher etwas laienhaft, spielt die Dualität des Lebens eine wichtige Rolle. Es gibt nicht wie in unserem Christentum einen Gott, sondern an der Spitze steht ein Götterpaar. Die Frau ist also dem Mann im Hinduismus gleichwertig, schon, weil sie nicht nur einen verklärten Aspekt (wie Maria als ausschließlich weiblich heiliger, auch mütterlicher Aspekt der Frau), sondern sie auch böse, abgründig, vernichtend sein darf. Die Göttin Kali verkörpert diesen dunklen Aspekt der Frau. Damit gestattet der Hinduismus der Frau ein komplexeres Menschenbild und entlastet gleichzeitig den Mann als angeblich einzigen Krieger.

Die Göttin Attukal

Die Göttin Attukal

Gestern hörten wir etwas spät vom größten hinduistischen Frauenfest, dem Attukal Pongala, das seit Tagen um den Attukal Bhagavaty Tempel in Thiruvananthapuram, der Hauptstadt von Kerala stattfindet. Der Staat Kerala nennt sich übrigens Gods own country, wird kommunistisch regiert (diese indische Form von Kommunismus überzeugt: weniger Elend, Dreck, fröhlichere Gesichter), immer wieder rote Fahnen mit Hammer und Sichel, ist grün, tropisch, reich durch eine blühende Landwirtschaft der Plantagen. Also wir hörten in letzter Minute von diesem religiösen Festival zu Ehren der Göttin Attukal (hoffentlich stimmt ihr Name so), zu dem angeblich Millionen Frauen, jedenfalls aus ganz Indien in hunderten Bussen (auf einem stand: Racing is Rock’n Roll) und per Zug oder Flugzeug anreisten, um 10 Tage lang in den umliegenden Kilometer langen Straßen, den Innenhöfen und Gärten gemeinsam zu kontemplieren, zu meditieren und dieser Muttergöttin zu danken.

Glückliche Frauen

Glückliche Frauen

heilige Parties auch in Innenhöfen

heilige Parties auch in Innenhöfen

Frauentag 011Frauentag 014Frauentag 016Frauentag 020Frauentag 029Dazu dienen Töpfe, in denen eine süße Reisspeise gekocht wird. Wir ließen uns an der Hauptkreuzung von unserem Tuck-Tuck-Fahrer absetzen und liefen staunend durch die Hauptstraße, die zum Tempel führte. Staunend deshalb, weil so viele selbstbewusste Frauen verschiedenen Alters mit leuchtend fröhlichen Gesichtern uns wie eine Verheißung erschienen. Sie waren einfach sehr schön, sehr unterschiedlich auch und lachten uns an, winkten, staunten wiederum über uns. Die Männer dienten bei diesem Fest den Frauen, unterstützten und halfen ihrem Festival. Uns lud dann ein älterer Mann in sein Haus zum Essen ein. Er war Bankangestellter im Ruhestand, wohnte mit seiner verheirateten Tochter und den Enkelkindern unter einem Dach. Weil ich bei den Frauen in seinem Garten sitzen wollte, stellte er uns einen kleinen Tisch und Stühle in den Schatten und ließ uns ein von seiner Tochter gekochtes Reisgericht probieren: große, dicke Reiskörner (Reis wächst in Kerala auch), dazu ein mildes, köstlich schmeckendes Gemüsegericht, ein mir zu scharfes Mango-Chutney und mehrere grüne und gelbe Soßen: alles sehr lecker. Er schimpfte dann noch auf die Politik der USA und den Kapitalismus, der wenige reich und fast alle arm macht. Als wir uns verabschiedeten, weinte er und wir gingen gerührt weiter. Gegen 5 läuteten dann die brennenden Besen-Sträuße des Priesters im Tempel das Ende des Festivals ein. Überall wurde Feuer entzündet und heiliges Wasser über die Töpfe mit Reispudding gespritzt, der Priester in einem Garten segnete

kleiner Opferaltar

kleiner Opferaltar

die Frauen, heilige Reisrollen wurden verteilt und wir drei Frauen aus dem kalten Norden legten uns gegenseitig ein wenig dieser Reismasse auf die Zungen: ein bisschen wie ein Versprechen?

Dann war alles vorbei, die Gruppen lösten sich auf, ein unglaublicher Traffic-Jam nahm seinen langsamen, doch stetigen Lauf: Busse, Taxis, Fahrräder, alles verquer und doch ruhig, von fast in ihren beigen Uniformen elegant aussehenden Polizisten geschickt geleitet. Nur unser Tuck-Tuck-Fahrer tauchte erst nach einer Stunde auf, führte uns durch Schleichwege zum Gefährt und irgendwie schafften wir es doch noch bis runter nach Kovalam.

Abschied von Kovalam:

Frauentag 005

Heute sind wir dort abgereist und mit voll bepacktem Taxi in Varkala, einem Tempelstädtchen etwa 35 km nördlicher gelegenen, angekommen.Cliff Varkala 010

Varkala Cliff Beach

Varkala Cliff Beach

Cliff Varkala 003Der Beach-Teil führt oben an den Klippen entlang: junge Leute vor allem, viele Ayurveda-Angebote, Läden und Restaurants overlooking the sea. Cliff Varkala 007Über Treppen gelangt man runter an den gelben Sandstrand. Ein schönes Plätzchen: So stelle ich mir Bali vor. Sitze in der Blauen Stunde mit Brigitte über dem Meer. Wir sind erschöpft aber auch verzaubert. Mal sehen.

Hier seht ihr, wie wir wohnen.

Blick aus meinem Zimmer (Ventilator an der Decke, Moskitonetz)

Blick aus meinem Zimmer (Ventilator an der Decke, Moskitonetz)

Hill House: Bin jetzt auch hier - mit Jutta, Rainer, Sev und Balwinder

Hill House: Bin jetzt auch hier – mit Jutta, Rainer, Sev und Balwinder

Sunrise Guesthouse von Brigitte und mir

Sunrise Guesthouse von Brigitte und mir

 

2 Kommentare

  1. Hallo Ihr Lieben,
    Eure Reise sieht paradiesisch aus!
    Liebe Grüße, Silvia

  2. Some, however, will try to take over the garden bed.

    Once your mole is dry, cut a piece of duct
    tape three times the size of the mole. But since
    something was happening I decided to keep trying for a few more nights.

    Here is my web site: remove Skin Tags

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