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Christa Ritter's Blog

We code our way to liberty

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Das Bewusstsein ist meist ein schwer überwindbarer Faulpelz. Auch meins. Hier erzähle ich immer wieder: Das Internet bringt’s! Und dann habe ich eigentlich vom Netz noch immer keine wirkliche Ahnung und ereifere mich vor Ort, dass die digitale Technik soviel Materie verschwendet. Diese Riesenserver! Afrikas Ressourcen ausbeuten! Von wegen Ausstieg aus dem Materialismus und seiner Ungerechtigkeit und Gewalt. Zurück in der Scheißwelt als ewige Materie besoffene Pessimistin? Konservativ wie die meisten Frauen. Dann aber entscheide ich mich, die Nörgeltante abzumelden und stattdessen mal ein bisschen Ruhe in mein System zu holen: Als ob es um Hardware ginge. Virtualität, Dummerchen, neue Gemeinschaften: Deshalb zieht mich das Netz eigentlich und vor allem an?

Das ist der Kern des Internets: Teilen, Informieren, Kommunizieren. Alles für alle, diese so viel bessere Welten-Family, wo Privatestes unaufhörlich aus den toxischen Kellern der Kleinfamilie befreit wird. Das ist nicht mehr zu stoppen, rattert es dann doch in mir, trotz aller Beschränkungen durch neue Gesetze. Ich las sogar gestern online eine herrlich gewagte Prognose: Das Internet könnte irgendwann den Staat abschaffen und tatsächlich die Macht unter uns „Citizens“ verteilen. Hab ich nicht immer mal wieder Ähnliches geahnt? Bitnation also, post-staatlich, auch in einem BR-Online-Beitrag. Der Staat werden wir?

Durch Scoring, auch durch die Auflösung jeglichen Besitzes privater Daten entstünde bereits die nötige Community, ein neuartiges Miteinander. Jeder wird darin als Einzelner verantwortlich für sein Leben und gestaltet so auch alles Gemeinschaftliche. Privatestes wird wertvollste Ressource, für alle. In diesem BR-online-Beitrag sagen erste Welt-Citizens in Amsterdam: Wir brauchen bald keine Regierungen mehr, wir brauchen einander. Schön nicht? Liebe statt Krieg, kaum vorstellbar und doch ein alter Traum der Menschheit. Bisher gäben Banken und Regierungen unseren Ton vor. Aber diese Auslagerung von Verantwortung würden wir uns zurückholen, anfangen, die Community für uns und die Nachbarn verantwortlich zu übernehmen. „We code our way to liberty“, sagt eine junge Frau. To Bitnation, wie diese IT-Utopisten es in dem Beitrag nennen. Statt also wieder mal ängstlich meinen Blick auf das große Ganze des Internets und unserer Zukunft zu verdüstern, bin ich zurück im Optimismus: Dem Netz als schwer erfassbare, aber doch mögliche Road to Love & Beauty.

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