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Christa Ritter's Blog

Wer bin ich?

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Drei Staffeln „Mr. Robot“ (Amazon Prime) liegen schon eine Weile hinter mir. Begeistert! Gerade freue ich mich über die vierte: Die Serie handelt vom jungen Elliot, einem merkwürdig schläfrigen und doch irgendwie hellwachen Hacker, der viel von seiner Vergangenheit „vergessen“ hat. Im Dark Net gerät er in Verwicklungen mit seinen diversen Ichs, dahinter eine mysteriöse Gang aus China, die sich die Weltwirtschaft unter den Nagel reißen will. An seiner Seite als ständiger Berater: der geheimnisvolle Mr. Robot.

Gestern hat mir die 7. Folge der vierten Staffel den Atem verschlagen. Elliots Therapeutin wurde von einem Fremden gekidnappt. Dieser Brother im Leid konfrontiert Elliot mit dieser einzigen „Vertrauten“, der nun gefesselten Therapeutin und seiner „Psycho-Akte“: Wer bist du, Elliot? Wer ist Mr. Robot? Der entpuppt sich als Schutzschild eines grausamen Schmerzes in Elliots Kindheit. Dad hat mich doch geliebt, stammelt Elliot. Und warum bist du dann aus dem Fenster gesprungen? Stück um Stück entblättert der Brother Elliots Lebenslüge, im Beisein der gefesselten Therapeutin. Neben ihr Mr. Robot. Der für die „Lebenslüge“ von Elliot steht, als eine Art Stellvertreter, seine „Lebenslüge“. Die Wahrheit ischneidet durch Elliots Herz: Dad fucked me. Ein Abgrund tut sich auf, Elliot stürzt, tief, aber überlebt.

Verdrängung als not-wendiger Schutz, früher. Langsam verstehe ich: Der Vater liebte diesen Jungen nicht, weil er selbst nie lieben konnte. Er „tötete“ ihn und Elliot sprang. Und flüchtet sich seitdem immer mehr, nicht wie die meisten, in übliche Normalitäten der Anpassung: Dieser bequemere Weg war ihm verstellt. Er „versteckte“ sich im Dark Net in diverse Identitäten, vor allem aber geschützt vom obersten Hüter seiner Verdrängung einer brutal verletzten Männlichkeit, diesem Mr. Robot.

Nur mit Hilfe seiner Hüter-Figur konnte Elliot bisher in einer Welt der Gewalt überleben. Nun ist Mr. Robot als Elliots Erfindung enttarnt. Elliot wirkt wie befreit. Aber diese irre 7. Folge zeigt nur den ersten Schritt von Elliots Heilung als „Erinnern“. Wie in Therapien üblich, wird danach folgen müssen: Wiederholen, Durcharbeiten als Weg zu dem wahren Elliot. Doch schon in dessen Erinnern spürt man die aufkommende Stärke dieses „vergewaltigten“ Mannes, seinen ersten Ansatz in die Freiheit eigenständiger Männlichkeit. Aufwühlend. Elliot bin ich auch: Der Kern meines Ichs (wie weit noch?) „vergewaltigt“. Mrs. und Mr. Robot flüstern mir Wahrheiten zu, die aus dem Gefängnis des Puppenheims stammen. Wie lange noch?

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