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Christa Ritter's Blog

Sterben lernen

| 1 Kommentar

Von Sven Michelsen in der Zeitschrift MONSIEUR
„Den einzigen richtigen Orgasmus meines Lebens hatte ich mit Mitte 20 mit einer Literaturstudentin. Als sie mich verließ, nötigte ich sie mit endlosem Gebettel, noch ein letztes Mal mit mir zu schlafen. Als sie es endlich tat, hatte ich einen Orgasmus, der mich in eine andere Sphäre versetzte, fast in den Tod. Ich konnte nur noch lallen und war reines Bewusstsein. Wenig später wurden Uschi Obermaier und ich ein Paar. Uschi liebte Sex und schlief deshalb während unserer Beziehung mit schönen Menschen wie Jimi Hendrix und Mick Jagger. Als ich mit ihrer Art Sex unglücklich wurde und mich von ihr trennen musste, hasste sie mich und erzählte der ›Bild‹-Zeitung, ich sei ein Brett im Bett und würde mich vor Sex ekeln. Sie war blind für das Tantrische, das es ermöglicht, aus dem Körper herauszugehen – was man mit westlichem Sex nicht kann. Hier ist der Körper kriegerisch, also liebesunfähig.
Ich habe aggressiven Prostatakrebs mit Knochen- und Organmetastasen. Ich verstehe den Krebs als Aufruf, mehr zu meditieren. Statt zwei Stunden am Tag bin ich jetzt bei dreieinhalb angelangt. Der Westen hat nie Techniken entwickelt, das Sterben zu üben. Wirklich zu meditieren heißt sterben lernen, und sterben üben heißt, richtig zu leben beginnen. Meine Krebstherapie bewirkt eine chemische Kastration. Ich bin entmannt und damit der feuchte Traum aller Feministinnen.
Das Ego ist eine Täuschung, eine Einbildung. Wir haben ein Ego, aber wir sind es nicht. Wer das erfahren hat, beginnt, sich selbst zu revolutionieren. Etwas in mir hat Todesangst, denn mein Ego will natürlich nicht sterben. Es ist ja von mir dafür angestellt worden, dass ich mich für unsterblich halte. Nichts ist für ein Ego so beleidigend wie die Einsicht in seine Sterblichkeit.«

 

Ein Kommentar

  1. Liebe Christa,
    Du hattest mir mal Deine mail-Adresse gegeben, ich hatte sie in einem Entwurf gespeichert, nun ist der verschwunden.
    Zu dem Sterben Lernen, mir fällt auf, dass keiner von Euch Frauen sich das wirklich zu
    eigen gemacht hat, Jutta hat damit gekämpft, es zu recht, m.M.n. kritisiert, aber hat auch keine andere Perspektive gefunden und Ihr Frauen füllt den begriff auch nicht inhaltlich. Mich würde interessieren, was Du tun würdest, wenn sehr krank, Schmerzen, die nicht gelindert werden können, das gibt es, oder so einen fürchterlichen Leidensweg wie Jutta nicht gehen willst. Jetzt fühlt Ihr Euch noch „unsterblich“ wie Jutta es nannte. Man denkt nicht an den Tod und verlässt sich darauf, dass alles irgendwie gut gehen wird.
    Oder hast Du Pläne oder Brigitte und Gisela?
    Würdest Du es als falsch empfinden, einen würdenvollen Tod zu sterben, dh den Weg selbst abzukürzen?
    Tote Gurus gibt es nicht, alles was sie sagen, beruht auf Fantasien und Glauben.
    Sie unterscheiden sich nicht wesentlich von Muslimen oder Christen, die daran glauben, im Jenseits neben Gott zu sitzen und Manna zu essen.
    Ich war auch überrascht über den naiven Glauben von rainer, der natürlich extren von seinem Guru beeinflusst ist und da auch nie mehr herauskommt.
    Aber Ihr anderen habt diese Erfahrung nicht, denke ich.
    Oder was haben die Meditationen, Ihr seid in einer Gruppe, ergeben?
    Ich selbst bin in e. Situation, wo mir eine OP verweigert wird, da sie in unserem Medizinsysthem nicht vorgesehen ist und ich an der fehlenden OP sterben werde.
    Eine Freundin hat den Kontakt zu e. klinik hergestellt, die mich vllt operiert, aber es kann auch scon zu spät sein, es gibt Schäden, die irreversibel sind.
    Das wird sich in den nächsten Zeit herausstellen.
    Mich würde Deine Perspektive auch mit dem Altern und der Altersdiskriminierung, der Ihr
    in Schwabing nicht so ausgesetzt seid, weil in festen gleichgesinnten Zusammenhängen, vermute ich.
    Frauen machen die Erfahrung, mit einem bestimmten Alter, oft schon mit 60, keinen Mietvertrag mehr zu bkommen, da die vermieter befürchen, dass e. ältere Frau, die Treppe runterstürzt oder die herdplatte brennen lässt, und es Unannehmlichkeiten geben könnte, auch werden Frauen wegen ihres Alters öfter die Verträge in Medienjobs nicht mehr verlängert, siehe Christine Westermann,
    die dann von selbst ging vorher.
    Ihr lebt in einer Oase stelle ich mir vor, vllt täusche ich mich auch, aber ich könnte mir vorstellen, wenn es R.L. einmal nicht mehr gibt – hoffentlich lebt er noch lange, er macht auf mich e. sehr zähen Eindruck – dass Ihr Frauen den Zusammenhang verliert, oder was denkst Du?

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