merah.de

Christa Ritter's Blog

Lass alles los

| Keine Kommentare

Warum die Ehe ein Besitzverhältnis ist, wurde gefragt. Zunächst mal meine eigene Prägung: Meine Eltern sagten in den Fifties, sie seien glücklich miteinander. Diese Art Zweisamkeit, also Ehe, Kleinfamilie, Beziehung hatte gerade zu Auschwitz geführt. Ich sah daher in ihrer Beziehung vor allem etwas Bedrohliches, die toxische Beschränkung: Mein Vater war „klein“ geblieben, meine Mutter ebenso und das war ihr gemeinsamer Besitz als „Ganzes“. Aus diesem „kleinkarierten“ System hatte sich der Faschismus erhoben. Hab ich damals alles nur „intuitiv gesehen“, natürlich nicht kapiert. 68 haben alle meiner Generation plötzlich etwas Seltsames erlebt: eine Alternative zu diesem unmenschlichen Gefängnis „Bis dass der Tod euch scheidet“.

 

Heute wissen wir, und die Praxis zeigt deutlicher: Die christlich-patriarchale Beschränkung auf dieses Beziehungsmodell von Besitz eines anderen Menschen, um den eigenen Mangel zu verdecken, ist Scheiße. Damit versklaven wir uns, Mann wie Frau, als failed state in unseren Entwicklungsmöglichkeiten. Entsprechende Zwischenformen laufen längst: Patchwork-Familie usw. Die Gesellschaft experimentiert. Während die Jungen dank Internet längst als Community unterwegs sind. Keine Besitzverhältnisse. Wir Älteren tun uns noch etwas schwer, Besitz an anderen aufzulösen, in dieses Bewusstsein von Virtuellem, der ständigen Selbstoptimierung statt Besitz-Gefängnis überzuwechseln. Mir fällt es jedenfalls auch nach langer Übung Besitzlosigkeit noch immer schwer, gleichzeitig rückt die Freiheit durchaus näher. Werde du selbst, auch als Frau. Nur sich selbst „besitzen“ und erst das wird ein größeres Glück.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Zur Werkzeugleiste springen