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Christa Ritter's Blog

Mich anschauen, kein Spiegel

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Gestern, heute:  Mir knallt massiv entgegen, wie sehr ich ständig Reaktionen von außen erwarte und dadurch vermeide, mich selbst anzuschauen.  Was sagt Rainer, hat mich X angerufen, sollte ich Y eine Mail schicken? Denn bei mir ist es hässlich, nur durch die Spiegelung kommt etwas Schönes zustande. Ziemlich verrückt, vor allem, weil wir untereinander in unserer Family so lange genau das zum Thema machen. Aber ich bin immer von anderen fasziniert. Und das haut heute Morgen durch das Interview, das Jutta der WELT gegeben hat, besonders rein. Lets face it: Es gibt bei ihr niemanden außer Zwilling Gisela und natürlich Rainer. Immerhin scheint sie (durch ihre Radikal-Situation?) weiter zu sein als ich. Endlich sucht sie sich zwischen diesen beiden selbst auf. Eine schöne Entwicklung. Was mir schmerzlich klar wird: Ich gehöre nicht zu ihrem Repertoire, Brigitte auch nicht. Unglaublich. Ich habe es schon früher oft gespürt, aber immer wieder verworfen. Kann nicht stimmen, da gibt es doch so viel, was wir miteinander erlebt und erlitten haben. Dieser lange Weg raus aus der Unmündigkeit. In dem ich stecken blieb? DSC_2594Gestern hatte ich dazu ein langes Gespräch mit Rainer. Ja, ich hadere noch, bin unzufrieden mit den anderen, statt mit mir selbst. Elende Tagträume. Während um mich immer mehr Menschen erfinderisch werden, authentischer leben usw. und ich mache auf alte Tante. Alles sowas: Langes Reden, eigentlich nichts Neues. Was hält mich auf? Mangelnde Wahrnehmung. Das Private wird überall immer wichtiger, auch deshalb so wenig Wählerlust wie noch nie. Sind sie abends bei Jauch noch nicht drauf gekommen. So viele sind eben auf Facebook beschäftigt, statt sich die Überwachungs-Empörung anzuhören. Die Jungen sind nicht empört: Sie teilen alles und überall öffentlich und fahren so viel Sharing nicht zurück. Merkel hats längst bemerkt? Kein Neuland für sie? Da kommen die Piraten ganz schön alt daher. Warum mache ich noch so wenig Facebook, Twittern, warum fällt es mir so schwer, häufiger Texte auf meinen Blog zu platzieren? Weil ich noch nicht weiß, woran ich Freude habe. Nur das ist es, was andere gerne lesen: Sharing. Jutta hat sich den Krebs vielleicht auch angetan, um etwas zum Sharen zu finden, etwas, das ihre Zwillingsschwester nicht hat, etwas, das allein sie ausmacht. Also liebt sie ihren Krebs? Klingt komisch. Nach meiner Enttäuschung, wie deutlich Jutta uns beide, Brigitte und mich, in ihrem Kosmos (laut Interview) nicht vorkommen lässt, versuche ich die Notwendigkeit darin zu fühlen. An der Enttäuschung klebt vielleicht etwas von einer alten Allianz der ewig negativ kollaborierenden Sisters. Sie musste diesen Schlag einstecken. Aua, aber sehr gut! Fazit der Sentimentalität:  Fuck Jutta! Es geht für mich darum, dass ich für mich selbst vorkomme. Nichts anderes zählt. Gönn dir diesen Egoismus. Da ist Jutta eine tolle Lehrmeisterin. Meine Projektion: Schon immer gewesen.  Danke! Ist an der Zeit, nach 35 Jahren in diesem Labor. Rainer hats gestern ähnlich gesagt.

Andere müssen auch ran: Um mich zwei Männer, die heftig strampeln. Existenziell. Dieter wurde von seiner Frau, seiner Jugendliebe, gerade betrogen. Die Frau liebt auch ihn noch, aber den anderen Mann entschieden mehr. Eine Tochter haben sie auch. Dieter hat den Boden unter den Füßen verloren. 15 Kilo abgenommen in 14 Tagen. Der Mann mit drei abgeschlossenen Studien und einem Superjob weiß nicht mehr, wo es lag geht in seinem Leben. Er starrt mich hilflos an und fängt an zu weinen. Ein anderer Freund spielte noch vor einem Jahr Fettauge. Tolle Wohnung, schnelles Auto, im Spielcasino hohe Gewinne. Ich kann machen, was ich will, alles klappt. Mit dieser Bemerkung liess er seine Muskeln mit Augenzwinkern spielen, aber ich spürte, er wollte dran glauben.  Da war dieser Mann auch noch verliebt, eine schöne Russin in seinem Büro hatte ihm gerade den Kopf verdreht. Mittendrin ließ er sich scheiden. Super, alles! Wie ein kleiner Junge, dachte ich manchmal. Aber auch: Jeder fängt mal an. Die Angebetete wandte sich ab, die Schönheit verblasste. Dieser Mann erlebt gerade das Gegenteil vom Supermacho. Er kriecht durch den Tag, ihm tut alles weh, er hängt in einer Depression fest. Jetzt sagt er, dass ihm nichts mehr gelingt. Stimmt natürlich so auch nicht.

Was könnte ich aus meinem Tagtäglichen schreiben? Was würde euch interessieren? Was mich interessiert?

Ein Kommentar

  1. Christa, wenn Du evtl. mal mehr mit der Presse zu tun bekommst, wirst Du auch die Erfahrung machen, dass Du keine – oder wenig Kontrolle hast. Und wegen dem Vorkommen, frag doch mal Dich, wie weit ich bei Dir vorkomme, statt immer andere anzujammern. Ich habe mich für Euch mehr als eingesetzt für die Indienreise, nicht nur finanziel, sondern bei Euch, der Produktion. Langsam stinken mir Deine Lügen, von wegen nicht vorkommen. Ich komme bei Euch nicht vor! Setzt Deinen bequemen Hintern mal selbst in Gang. Du hast jetzt reichlich hier über mich hergezogen und Deine blöden Theorien über meine Krankheit verbreitet, ich bin jetzt stinkwütend, Du faule Nuss, und das sage ich auch!!!!!
    Jutta

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