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Christa Ritter's Blog

Das Virus ist unsere Rettung

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Ich sehe es bei mir, ich lese es auch in den Facebook-Kommentaren: Jeder spürt in diesen Zeiten eine Veränderung. Ja, die alte Welt gibt es nicht mehr, kein zurück, niemals. Das Unbekannte ist bisher nur sehr fein zu spüren. Manche sind genervt, andere leiden still. Die meisten Kommentare versuchen mir mit ihren Tipps aus der alten Welt gute Ratschläge zu geben. Nach dem Motto: „Geh mehr an die frische Luft“ oder „lies mal wieder“ oder gar „Wirf den Langhans aus deinem Haus“. Aus Angst? Meine Wutbürgerei im letzten Post ist auch Angst. Alles so bunt hier. Anders. Hilfe! Ich habe aber nicht von etwas geschrieben, das eben mal mit „Wohlfühl“-Aktionen oder psychologischem Tiefgrund in Schach gehalten werden kann. Reicht alles nicht mehr. Es ist viel schlimmer! Und das könnte gut so sein, eigentlich natürlich wunderbar. Corona verschiebt etwas in uns, führt in etwas völlig Unbekanntes.
Und ja, ich behaupte auch, dass ich aus meiner persönlichen Notlage damit schon lange angefangen habe. Der Harem, diese verrückte Truppe, machte es wie Corona: Rückzug nach innen, Konsum-Stopp, Vereinzelung, kein Fleisch mehr, Karriere aufgegeben/Job-Center, ab und zu mit Abstand treffen. Wer bin ich, wenn ich die Eva in mir kündige? Das machte was mit mir, mit jeder von uns, macht heute was mit den Menschen. Was das macht, ist für mich auch nach der langen Zeit nur schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall, spüre ich, ist es eine Abkehr von den Dingen, Ideen, Ego-Fortschritt außen, unserer bisherigen Körperwelt. Damit wäre dieses merkwürdig diffuse Geschehen auch ein Abschied von der Herrschaft des Äußeren, des Verstandes, der hier im Westen so dominant war und noch immer ist. Abschied auch von äußeren Kriegen: Sie wandern nach innen (auch eine Harems-Erfahrung).
Immer wieder versuche ich, mit mir selbst über diese „Erweiterung“ zu sprechen. Dann passiert es leicht, dass – wie auf meinem letzten Post zu lesen – das Alte, mein geliebter Verstand, dazwischen fuhrwerkt. Aus Angst: Hiergeblieben, droht die Große Mutter! Dann jammert die Opferfrau, ergibt sich schließlich der Depression. Aufstehen und Krönchen rücken: Weiter! Das Aufstehen geht bei mir inzwischen schon schneller, ja, notwendigerweise in tausenden Schritten durch die Nacht meiner scheinbar unverrückbaren Verklebung mit dieser Materie. Vorerst noch gefühlt als ein Schritt vor, zwei zurück. But there is light. Verwirrend. So werden Männer und auch Frauen zu Menschen? Ja! Das Virus ist unsere Rettung, es wird bleiben, bis es nicht mehr anschieben muß. Geht es überhaupt ohne Krankheit voran? Werde ich herausfinden. Ihr auch.

 

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