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Christa Ritter's Blog

Frauen, entsichert euch!

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Gestern zu Fünft auf der Terrasse vom veganen #MaxPett. Endlich scheint in #München wieder die Sonne, die Kastanie über uns hat endlich ihre Blätter entfaltet. Der nette Ober wirbelt mit Hüftschwung knusprige Aubergine-Röllchen, Spargel mit Rosmarin-Kartoffeln, Blüten bestreutes Kichererbsen-Omelett mit Spinat auf den Tisch. Sieht wunderschön aus, schmeckt auch alles sehr gut. Plötzlich schießt die #Frauenfrage mitten in mein Wohlgefühl. Wo sind sie, die #Frauen? Die Blicke der Männer fragen uns, Brigitte und mich. Hoppla. Schweigen. Rainer (immer schon, selbst mit #Uschi) on his own single-man’s way, Micha (zwei Ex-Frauen, zwei Kinder) und Rupert (eine Ex, zwei Kinder) fixieren uns gespannt. Dann explodiert von jedem dieselbe Antwort: Sicherheit, die Frauen wollen Sicherheit!

Mehr ist nicht? Wut schießt mir in die Birne. Mehr haben die Herrschaften an uns Frauen nicht bemerkt? Erstaunlich: von uns beiden Frauen nur milder Protest, Hin und Her, kläglich. Ertappt? Ihr jammert doch immer, immer noch, ergänzt Rainer. Alles sei so schwer, nichts geht weiter, hättet ihr doch…

Kleiner Rückblick gefällig? Auch Brigitte und ich starteten mit #68erAnspruch: Kündigung der Verabredung von Adam und Eva. Bloß nicht wie die Mutter werden: Statt #Ehe in die Welt starten, Kinder nerven dabei – also Kindermorde (#Abtreibung), Geliebten-Stampf, Kriege rechts und links in Karriereversuchen. Eher halbherzig, fand ich. Wie wir damals alle, letztlich. Scheiß-Erfolgsgetue. Plötzlich hing ich in einer Depression fest. Wenig ging mehr.

Statt Selbstmord die Rettung ins Nowhereland: Fünf Frauen und ein Ex. Ein Ex-Kommunarde! Der schickte uns endlich die wahre #Vision: Auch eine Frau kann Geist. Aufstieg als innerer Weg: Gleiche Augenhöhe! Seit damals nun 40 Jahre lang #Harems-Labor: tausend Gänge rauf, fantastisch-ätzende (beides bis zur totalen Verwirrung!) Sinnsuche. Mutti-Resteprogramm löschen, Papi‘s auch, dieser ganze Schwachsinn einer lieblos materialistischen #Matrix. Sicherheit? Worin hatte ich in diesen vielen Jahren je Sicherheit? Wir haben uns fast täglich die Faust gegeben!

Und doch stimmt das, was die Männer eben sagten. Irgendwie. Vor 50 Jahren hab ich mich vielleicht wirklich als Dornröschen selbst geküsst. Glaubte ich: Den Prinzen kannst du mir mal. Diese verdammte Sicherheit, dieses Spießerleben. Aber als der 68er Stern und eben dann auch die Supernova einer weiblichen Kommune, dem Harem nicht mehr anfangs-ekstatisch blink-blink machten, weil ich mich an Rainer festhalten konnte, fiel in immer kürzeren Slots ein Schatten auf mich, auf alles, vor allem auf diesen autoritären Kommunarden. Aber auch täglich ätzend auf die Frauen um mich. Der Krieg ist draußen, tobte es in mir: Hexen, Schlangen, dieser Arsch von Prinz, mein Unterdrücker. Hallte mich doch schon die Frauenbewegung gelehrt. Der Mann ist an allem schuld, jeder Prinz küsst nur als Unterdrücker, will mich in der Dornenhecke, unter der Glasdecke, festhalten! Deshalb hatte ja John auch Mitleid gezeigt: A Woman is the Nigger of the World, bestätigte er.

Aber der Kommunarde, auch das ein Fakt, hat mich immer wieder ermutigt: Du hast keine Chance, aber nutze sie. Was auch sonst? Aufwärts, nach vorn. #Voranscheitern als ständige Lebendigseinerfindung. Was für ein Wort! Mühsame Selbsterforschung. Nichts da, du Opfer, er Täter, hier Gummiwand, dort Glasdecke. Der 68er Sturm unter uns, in mir, dieser frechsten aller Erschütterungen wurde immer heftiger, bis ich mir eingestehen musste, aber nicht wollte: Ich weiß nichts über mich. Wenn ich die Eva nicht sein wollte, wer war ich dann?

Grab me by the #Pussy. Das hat sich bei den Frauen nicht geändert? Auch bei dir und Brigitte nicht, dringt schon wieder in mein Ohr. Haben uns das die drei Männer soeben sagen wollen? Dass ich immer noch so ne Pussy-Tussi mit Versorgungs-Anspruch bin? Wie kommen die darauf? Sie, die… und da strauchle ich schon, weiß nicht so richtig weiter im Text. Das Private ist politisch! Das behaupte ich doch. Auch hier. SEIN Privates, nicht meins?

Später geht die Aufregung weiter. Jetzt als Streit zwischen Brigitte und mir. Sie enttäuscht, ich verletzt. Du ja auch nicht. Als Rainer dabei einfach nur lächelt, wird’s um so lauter. Ist ja alles gut, sagt plötzlich eine Stimme in mir, eigentlich flüstert sie nur. Weitermachen, beruhigt sie. Ist doch gut, dass du losgelaufen bist. Raus aus dem Gefängnis. Immerhin steht die Tür auf, ein Zeh ist auch schon draußen. Dauert halt, tut weh. Gibt nichts Besseres! Hallo? Ich wollte doch eine Königin werden, kopfschmerze ich. Dann muss ich lachen. Das Leben ist schön? Sicherheiten….

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