Samstag 9. März (Rückflug)
Hotel Ajanta wie zuvor mitten in Delhi: in der Nähe vom Hauptbahnhof. Praktisch aber superlaut, wie fast überall in Indien. Jutta hatte mit mir morgens vom Flughafen in Kerala aus noch mit heftigen, bekannten Vorwürfen telefoniert. Hier war sie freundlich, schwesterlich. It’s women’s day, strahlt sie. Ich hab sie lieb, auch Brigitte und Rainer natürlich. Ist mir während der Reise öfter mal abhanden gekommen. Sie zieht dann sogar in das Zimmer des nachts im Netz verschwindenden Rainer. Teile also das Zimmer zum ersten Mal mit Brigitte. Sie ist eine Schlaf- weil Rastlose. Zum Abendessen nochmal, so gut es hier geht: die Früchte-Sause. Ananas, Kokosnussmilch, Mangos, Physalis, Orangen, dunkelroter Granatapfel. Hm…I love! Aber dann von draußen Kindergeschrei, Hupen und je später umso mehr Hundegebell, Hundekämpfe. In einem Tempel in der Nähe singen viele Männer sehr laut und innig ihre nächtliche Puja. Ich lasse den Lärm langsam zur Abendmusik werden, aber Brigitte kennt diesen Trick wohl nicht und kann nicht schlafen. Um 7 Uhr müssen wir aufstehen, Brigitte mit Kopfschmerzen, gerädert, auch ich zu dieser Zeit benommen. Unser Riesengepäck inklusive einige Filmtechnik-Koffer bewältigen wir nur mit zwei Taxis. Abschied von Severin und Balwinder, die zunächst morgen zurück nach Chandighar (zur Familie von Balwinder) fahren. Die Doku ist vorbei, alles wie ein Traum für mich.
Wo bin ich diese 7 Wochen entlang geschrammt? Leere im Kopf, dahinter ein gutes Gefühl, der Verstand schläft noch oder er bereitet sich auf Widerstand vor. In kürzester Zeit rasen wir über die fast noch leeren Schnellstraßen (oh ja, die gibt es in Delhi!) zum Indira Gandhi International Airport.
Als Brigitte und ich am Tag zuvor in Mumbay (Bombay) zwischen landeten, lag der Smog wie eine schwere Last auf diesem Moloch. Neben den Flugpisten Slums, wo die Menschen also eigentlich unter den an- und abliegenden Maschinen leben. Dann stellt sich am Counter in Delhi heraus, was wir alle ahnen: Übergepäck! Und zwar nicht wenig. Hohe Nachzahlung. Kommen aber gut mit unserem Handgepäck des schweren Ton-Equipments durch die Security. Indien, ob ich je wieder hierher komme? Zweifel. Eine Strapaze, aber auch natürlich… ihr wisst schon. Ruhiger Flug mit der großen Boing, voll besetzt. Dubai: eine andere Welt. Reich und islamisch.
Der pompöse Flughafen schlägt fast den funktionaler (in Indien!) wirkenden in Delhi. Beide gigantisch. Und Berlin nippelt vor sich hin. Wir stürzen uns auf einen Stand mit frischen Säften. Ich könnte darin baden. Ein letztes Mal diese fantastischen Früchte, die zu uns immer unreif und daher weniger schmackhaft exportiert werden.
Pilger nach Mekka in weißen Tüchern sehen aus, als hätten sie sich auf dem Weg in die Sauna hier verirrt.
Duty-Free als Glanz und Elend des Konsums. Weiter mit dieser unschlagbar angenehmen Airline Emirates. Sie zeigen ihren Gästen, dass sie sich kümmern. Die hübschen Flugbegleiterinnen hab ich ja schon auf der Anreise erwähnt. Harems-Rest der getrennten Welten im Orient: der kleine weiße Schleier am roten Käppi. Ein letztes Mal dieses verkochte indische Essen als Asian Vegetarian. Aber ich habe Appetit und esse sogar alles auf, inkl. Reispudding. Ich wechsle meine Restrupies, bekomme auch ein etwas Hiesiges. Wie heißt das Geld hier? Wir starten: Unten jetzt Dubai mit seinem höchsten Tower der Welt im Dunst. Brigitte hat Ameisen in den Beinen, versucht sie abzuschütteln, indem sie durch die Gänge läuft. Die Ameisen kommen auch zu mir. Dieses Kribbeln, das ich durch den Doku-Film Searching for Sugarman, dann Anna Karenina zu vertreiben versuche.
Pünktliche Landung in München, alles gut, Produzent Alex erwartet uns und die tausend Koffer mit einem großen Auto. Wie langweilig München wirkt. Verschlafen, kein schreiendes Miteinander, bunt und wild wie bisher. Wo lebe ich? Im Paradies einer anständig arbeitenden Depressiven? Deutschland, was bist du für eine graue Maus? Ich mache die News im TV an: Kleber, wie langweilig. Oh Gott, wie wird im Indian TV getanzt und gesungen und mit den Augen gerollt. In meinem Fiebertraum entschied ich mich, meine grau-schwarzen Klamotten rauszuschmeißen und mich nicht nur geraderobemäßig bunter zu erfinden. Bin da nicht mehr ganz so entschieden. Mut zum alternden Paradiesvogel? Why not?
10. März 2013 um 22:46
Nach Indien erscheint auch mir Deutschland tot, ohne Leben, depressiv, verstimmt – Will man das? Muss man das? Nicht unbedingt, wie ich festgestellt habe. Da lob ich mir allemal USA, Kalifornien, New York und diverse andere Länder/Orte – wobei auch da irgendwann die Luft/das Leben rauszugehgen droht bzw. fad wird. In Indien allerdings nie… Wenn es Indien nicht gäbe, müsste es erfunden werden.
Ich wünsche Dir eine sanfte, angenehme Landung in München – und das mit den Farben scheint mir eine gute Idee!
Liebe Grüße aus dem Frühling in Sizilien,
Angelika
29. April 2013 um 07:42
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