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Christa Ritter's Blog

Was will die Frau?

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Ja, die Frauenfrage. Sie lässt mich nicht los: Was will die Frau? Bisher unbeantwortet. Warum? Gleich mal vorab: Von mir hier auch als eine gesellschaftliche Frage gemeint. In welcher Welt wollen wir Frauen leben? Die Frage ist nicht neu. Sie stellte sich vehement in den Sechzigern: Dieses System voller Gewalt, Ungerechtigkeit und Unterdrückung wurde von allen Jüngeren gekündigt. Dieses bleierne Ungetüm, so fand ich, diese lieblose Welt fressender Wölfe, die Männer über Jahrtausende aufgeführt haben, war dringend abzuschaffen. Trotz aller Firnis, die bürgerlich Kultur hieß. Für eine liebevollere Welt würden Frauen ganz selbstverständlich mitsorgen, sie mitgestalten. Schließlich hatte uns alle 67/68 dafür etwas Eigenartiges den Kopf verdreht. Irgendwie post-gender. Bei mir: Ich traute mir alles zu, kein Wenn und Aber. Sogar Liebe! Ich war dann zwar bald wieder merkwürdig kämpferisch drauf, frauenbewegt mit hasserfülltem Tunnelblick: Der Mann ist das Monster, er muss sich ändern, mich hatte es nie gegeben. Schwerer Fehler?
Mich hatte es als Nicht-mehr-Eva doch mal kurz gegeben und ich hatte das nicht geträumt: Der alte Vertrag, das System Eva-aus-Rippe-von-Adam war unwiederbringlich gekündigt. Frauenbewegt gab es kein Zurück mehr. Übliches Puppenhaus: Ging nicht mehr. Diese Matrix klemmte erheblich. In meinem Hass auf die unterdrückenden Männer ahnte ich, es waren nicht ihre patriarchalen Verhältnisse, die mich einsperrten, ich würde mich ändern müssen. Grundtief. Das Private war wirklich politisch? Ich? Ist da wer? Mit meinem diffusen Gefühl war ich nicht allein. Eine Generation tauchte ab und suchte. In Therapien, auf Asienfahrten, bei Gurus, per Drogen. Aber die Depression blieb, also Selbstmord? Nicht ganz falsch: Der Prozess, dass ich als Eva sterbe, hatte, von mir kaum bemerkt, doch längst begonnen. Bewusstsein? Nichts! Seine Deutung kam aus der alten Matrix, nur von Adam: Freud, Jung, Reich. Während frauenbewegte Hetze kein Ende nahm: Nur der Mann, nichts von ich. Da kamen mir die Frauen und Rainer gerade recht. Bis heute, 40 Jahre lang. Kommune als Alternative. Harem! Was will die Frau?

 

Dann, gefühlt nach einem Jahrhundert, erste Rauchwolken in einer sich scheinbar verändernden Welt: #Aufschrei!I Nix ging: Männer sind schuld. Vorletztes Jahr #metoo, diesmal weltweit und ziemlich laut: Nur Männer sind Täter. Frau unbeirrt unsichtbar im alten Deal: Eva bietet Sex, Mann Status. Der alte Vertrag der Geschlechter, offenbar unausrottbar. Das einzig Neue: Frau schreit laut auf allen medialen Kanälen. Mehr will sie nicht: Angleichung von Gagen und Gehältern. Darüber hinaus sei die Frau heute zufrieden. Das ist alles? Sind Frauen noch immer genügsam und blöd? Anspruchsvoll, nie gehört?

 

Die Lage ist zum Heulen: Junge wie mittelalte Frauen kündigen keinen Vertrag, reparieren lieber weiter diese unheilige Welt der Patriarchen. Mit lautem Getöse fordern sie nicht mehr als eine bessere Ausstattung. In dieser vom Turbo-Kapitalismus für alle sichtbar zerlegten Welt, bleiben Frauen stumm und wollen wie zu allen Zeiten geliebt werden. Ihm gefallen. Dafür Shoppen, Konsumieren, versteckte Gewalt in den Familien, die Frau an seiner Seite sogar bei Wirtschaftskriegen. Hier und da kleine Verbesserungen, nur nichts Wesentliches. Was will die Frau? Während immerhin ein paar von den Hippies Inspirierte, auch nur wenige Männer, im Sillicon Valey versuchen, mit dem Internet in bessere, in ganz neue, virtuellere Welten vorzudringen. Weniger Materie, weniger Muttiland, in einer neuen Heimat kaum Frauen. Eher lassen die sich derzeit auf allen Kanälen im Unauthentischen, nämlich als ewige Eva feiern. Her mit der Quote und so.

Ja, es scheint manchmal zum Heulen zu sein. Aber das Klagen hilft nicht. Auch ich komme mir überwiegend wie ein blindes Huhn vor, wenn ich wieder verzage. Nur im Retro hänge. Der Weg aus der Matrix eines mörderischen Geschlechtervertrags ist lang. Das Private wird erst, anders als wir träumten, in kleinsten Schritten politisch. Siehe #metoo. Überall Schonkost. Verführung? Machen Frauen doch nicht. Sie sind die besseren Menschen, möchte auch „man“ zu gern weiter träumen. Also bleiben unsere Mördergruben mangels Ich-Suche versteckt. Meine Freundinnen, auch die damals ganz vorn standen, sind eigenartig verstummt. Ich glaube, sie haben wie ich etwas von ihren Mördergruben gesehen und sind erschreckt zurückgesprungen. Hoffentlich doch als Anlauf zu neuem Ufer. Per Internet! Denn: Auch ich bin anders als diese Depri-Tante. Eigentlich. Eben sagte Rainer: Warum schaust du nicht nach vorn? Jetzt, wo das ganze Haus brennt. Ich glaube, er meinte: Go jolly!

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