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Christa Ritter's Blog

The Possibility of Breaking it

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Es gibt für dich keine Grenzen, das Leben in seiner Fülle zu suchen, es auszuprobieren, erleuchtete mich heute Morgen ein Guru auf seinem Video. Empowerment, dachte ich auch, kurz davor. Und überlegte, wie ich diesen riskanten Aufruf für mich, über Mitte 70, umsetzen könnte. Schneller, weiter, höher, wie wir Westler das als Ruf in die Welt verstehen, nein, das geht nicht mehr, so scheitern wir ja gerade. Außerdem: Ich habe den Hebel ins Innere vor mehr als 40 Jahren entsprechend umgestellt. Weil es mir damals so wenig gut ging wie uns allen heute. Was aber dann: Empowerment, dieses Wort löst etwas aus? Mein noch unklares Ego fühlt sich ja gemeint, wenn der Guru weiter ermutigt: „You are not settled by limitations, you can experience the whole universe“. Habe ich eine uralte, feministische Blockade, die das volle Experiment „Leben“ jetzt in meinen letzten Jahren als „Alte“ noch immer verhindert? Opfersein, das klebt? Mich trotz ersten Schritten nach Innen immer noch körperlich zu begreifen, also eingeschränkt? Gender, Alter, wer setzt die Grenzen? Durch die Corona-Erfahrung verstärkt: Wir leben heute in einer Zeit der Neu-Erfindung, sehr kreative Zeiten, eigentlich. Wenn nicht immer wieder diese Bremsung einsetzte, weil mir der Körper zuflüstert: Unsinn, dein Platz ist die Couch. Das aber hieße Resignation: Frau bleiben, nah bei der Mutter, der Materie, den Grenzen, dem Puppenhaus, statt mich entschieden virtueller aufzustellen, sogar spirituell. Also mit Netz, dem Internet, zu fliegen, mit Freude höher, grenzenloser. Sind nicht all diese Menschen, die gerade demonstrieren, auch auf Abflug? Müssen aber kurz vorher den Körper mit veralteten Codes beruhigen: Black Lives Matter, Rechts-Retro, Fridays for Future, Weiße alte Männer beschuldigen. Vorbei! Genau: Das, wie der Guru weiter posaunt: „The possibility of breaking it” wird nun mein ständiges Mantra. Ist es das nicht schon? Ich glaube, ich lass mich immer noch viel zu oft von meinem Körper, dem alten, verarschen. Ist ja gut, sage ich ihm, aber recht hast du nicht.

 

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