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Christa Ritter's Blog

Allein in der Community

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Bist du ein #Einzelgänger, fragte mich kürzlich meine Groß-Nichte. Sie wird in einer #Kleinfamilie groß. Natürlich in einer heutigen, die schon so viel offener ist, als die der bleiernen Vor-68er-Zeit. Als sie mich fragte, war ich gerade bei meiner Blutsfamilie zu einer #Hochzeit angereist. Ich fühlte mich in dieser alten Welt etwas fremd, aber längst nicht mehr so fremd wie früher. Eigentlich kam ich mir wie ein #Alien vor, der sich mal auf dem alten Planeten umschaut. Sympathisierend. Dann dachte ich über diesen Begriff Einzelgänger nach und stieß dabei auf die Zweifel, die mich immer mal wieder packen. Die Zweifel, ob als einzelgängerische Frau, als weiblicher Single ein gutes, ein besseres Leben als die Ehe oder Beziehung überhaupt möglich ist. Kann es einer Frau gelingen, sich von der Eva-Rolle, von ihrer Definition über den anderen, meist einen Mann, zu befreien, um sich selbst zu erkunden? Wird es mir gelingen?

Mit diesem Ziel tat ich mich vor 40 Jahren mit vier Frauen zusammen. Sie waren auf demselben Weg. Frauen mit mehr oder weniger #Beziehungsfrust wollten endlich zu sich kommen, zu Einzelgängerinnen werden, high und #postgender. Ich, als eine Frau auf gleicher Augenhöhe: Aus dem eigenen Inneren schöpfend mich minimal in der Welt bewegen.

Diese 40 Jahre wurden dann sehr aufregend. Es gab keinen #Trampelpfad, alles für mich unbekannt. Entsprechend oft war ich verzweifelt oder aggressiv gegen jede und jeden und alle anderen waren schuld. Aber dieses #Labor war auch wunderbar, wichtig und eigenartig schön – sonst hätte ich die Koffer gepackt. Den anderen Frauen ging es wohl ähnlich. Auch um diesen Weg nicht leichtfertig viel zu oft als Stillstand zu erleiden, machte ich in diesem Jahr das Buch #soists mit #RainerLanghans. Ich habe ihn früher mal meinen #Vortänzer genannt, einen Mann, der immer wieder und unermüdlich das Licht in mein Dunkel hält, wenn ich nichts mehr sehe. Das Buch erzählt Rainers Sicht auf die Welt, wie sie sich dank dieser #68erVision bis heute ins #Internet und höher/weiter verändert. Er schaut dabei natürlich durch seine persönliche Erfahrungs-Brille. Aber mir gefällt sie, ich kann darin immer wieder mal eine Resonanz zu meinem Weg entdecken. Und ich vermute, so könnte es jedem gehen, wenn er denn von seiner inneren Seite, dieser so unbekannten, aus sich zu schauen trauen will. Manchmal: in Not ist. Okay, wir haben für uns etwas scheinbar Besonderes, eine weibliche Kommune, den #Harem, erfunden.

Aber wir sind nicht die einzigen Einzelgänger, besonders, seit es das Internet gibt. Dieses Tool, das wissen wir ja, ist eine große #Community, das uns mit Freunden weltweit verbindet, die sich auch manchmal virtuell aufeinander als #Hater stürzen. Gehört zum weniger Lügen dazu, haben wir im Harem auch oft gemacht: Da musst du durch, um nach oben zu finden. Schritt um Schritt. Vorausscheitern, nennt das Rainer. Für die Jungen ist die weltweite Kommune schon kein großes Ding mehr: Das Internet löst also das Modell #Ehe, Einzelbeziehung schon lange auf. Immer mehr Freunde als Einzelgänger schenken #Facebook und anderen #SozialenMedien ganz easy all ihre privaten #Daten und bevölkern so eine schönere Heimat oder Ehe mit allen. Ob das ahnend meine kleine Groß-Nichte mit ihrer Frage meinte?

Foto: Jutta, Rainer und ich (in den Achzigern)

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