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Christa Ritter's Blog

Deal gekündigt, das Netz übernimmt

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Tausende Jahre hat der Deal zwischen Mann und Frau so gut funktioniert, dass keiner daran etwas ändern wollte. Diese Phase des Patriarchats bedeutete vermutlich für jedes Geschlecht, dass der Deal stimmte. Und dann war alles anders: Ja, ich meine schon wieder die Sixties, als wir aus heiterem Himmel einen neuen Deal erträumten. Tarzan und Jane, jeder von beiden, sollte vom anderen unabhängig sein, nicht mehr die eigene Unvollständigkeit ergänzen, in Abhängigkeit im Nest der Kleinfamilie vertrocknen. Die Liebe einer Zweierbeziehung, vor allem als Ehe erschien plötzlich schal und voller Unglück – Puppenhaus statt Liebe. Als Vorspiel zu dieser Kündigung hatten mir meine Eltern eine Botschaft mitgegeben: Nie vom Geld des Mannes zu leben.

Als ich dann nach erstem ziemlich verwirrenden Supertraum einer Welt ohne Geschlechterkrieg wieder in Alltägliches abstürzte, trudelte ich frauenbewegt umso heftiger in einen fiesen Groll gegen Mann und Maus. Ich konnte diese Aggression, die in mir hoch schäumte, nicht fassen. Damals erschien mir der alte Deal, in dem ich zurück hockte, als grausig klar: Jane verkauft ihren Körper, Tarzan zahlt mit seinem Status in der Welt. Er erobert die Welt, Jane ist seine Prostituierte. Ätzend! Eine solche Frau wollte ich nicht werden. Aber, da waren tausende Jahre, auch in meinen Knochen.

 

Inzwischen feiern wir 50 Jahre Kündigung des Deals. Was ist passiert? Wenig. #Metoo zeigt ja, dass wir Frauen wie zur Zeit der zweiten Frauenbewegung zwar die Männer beschuldigen, sie müssten sich ändern. Aber wir selbst? Nach wie vor Sendepause. Ein Elend, finde ich: Wir interessieren uns noch nicht einmal für unsere eigene Täterschaft, verharren im Opfer-Status. Tarzan soll nur ein bisschen mehr zahlen. Es ist nicht lange her, dass auch ich meinem Gefährten vorwarf: Hätte ich dich nur nicht getroffen usw. Dieser Krebs ist also noch immer tief in uns Frauen wirksam. So schenken wir unsere Macht, Kreativität, Menschlichkeit anderen und bleiben stumm. Frauen gibt es (mit seltenen Ausnahmen) auch noch nach 50 Jahren „auf dem Weg“ noch nicht. Ein Grund zum Heulen, finde ich. Sei nicht so undankbar zu dir selbst, ermahnt mich meine Schwester, zum Leben. Und noch ein Zitat: Gestern sagte dazu Rainer: Ich vermute, es waren vor tausenden Jahren die Frauen, das Matriarchat, das den Männern den Auftrag gab, ihre Welt zu verändern. Sie waren keine Opfer, sie leiteten das Patriarchat ein. Kann das sein? Daraus könnte ich schließen: Wenn wir Frauen den damaligen Aufbruch in eine bessere Welt einleiten konnten, sollte es auch heute gelingen. Aber, diese tausende Jahre… Mit dem Internet geht’s schneller. Noch ein Zitat?

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