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Christa Ritter's Blog

Nothing compares to you

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Byoncé als Königin in Gold, Madonna not less: Diese Super-Göttinnen des westlichen Frauenolymps treten immer überwältigend auf. Als Super-Stars des Kapitalismus! Endlich zeigen wir, welche Macht die Hüfte schon immer hatte. Wie eh und je. Laut, körperlich despotisch, Glitzer-Body. So fantastisch die Inszenierung, umso langweiliger eigentlich. Finde ich. Diese US-Göttinnen sind nicht mehr als eine Erinnerung, ein Zitat vielleicht, in der Klimakrise aber eher nur ein schlechter Traum. Weil sich gerade unsere überbordende Konsumwelt als Genozid der Natur entpuppt, sehen die neuen Rolemodels anders aus. Dazu las ich heute Abend den Satz einer jungen Engländerin: „Der Kapitalismus funktioniert für die Jungen nicht mehr.“ Genau. Sie meint die ganz Jungen, die FFFs. Androgyn, jenseits weiblicher Körpermacht. Sie trauern um Verschwendung und Vernichtung, treten depressiv auf, fast traurig, eher melancholisch. Also suchen sie nach etwas, das Sinn macht, nicht nach Glitzer-Flitzer, sondern etwas Innerem: Diese Teenies, die kaum je lächeln. Billie Eilish, Greta Thunberg, sogar eine ältere Frau würde ich an ihrer Seite sehen. Sinead o‘Connor, die „Nothing compares to you“ gerade in Berlin wieder für sich und alle Leidenden dieser Welt gesungen hat.

Später sah ich Greta‘s Foto: Wie sie auf dem Boden eines ICE der Deutschen Bahn sitzt, im Gang zwischen Rucksack und Koffern, traurig, nachdenklich. Schlechte Nachrichten: Madrid hat nichts gebracht, die Mächtigen gaben nicht nach.

Noch später landete ich auf Netflix:  Fortsetzung „Homeland“. Nach längerer Pause schaute ich der Serie der CIA-Agentin mit bipolarer Störung wieder fasziniert zu. Carrie ist auch so eine depressive, letztlich „verpeilte“ Sucherin des Übergangs, eine, die den Kapitalismus noch nie schaffte, nur durch Pillen ihre Intuition als Begabung zu nutzen versteht, nichts von Göttin. All diese unsicheren, unangepassten Sucherinnen (auch „Jessica Jones“ als Serie) liebe ich: Längst interessieren mich in Filmen oder Serien kaum noch die hübschen oder erfolgreiche Frauen, wenn sie nicht wenigstens irgendwie „verstören“. Schon gar keine Diven oder Göttinnen. Alles Hollywood, protziger Suicide. Mich tröstet es geradezu, Frauen bei ersten Versuchen erweiterter Möglichkeiten zuzusehen. Ob bipolar, autistisch, narzisstisch, zickig oder querulantisch. Frauen, die sich Eva’s Macht verweigern, in die Unbekannte aufgebrochen sind, auf dem Weg nach Innen. Ich glaube, diese „Wesen“ üben ihre ersten Schritte der Selbstwahrnehmung im Netz: FFF und Billie wie Greta. Wie ich. Und du?

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